09 Juli 2025

11.Tag: Von Almere nach Emmeloord




Was ist ein perfekter Tag auf dem Rad?

Sonnig, aber nicht so heiß. Stimmte heute.
Leichter, kühler Wind, von hinten - höchstens von der Seite. Perfekt.
Schöne Radwege - hatte ich.
Und nichts, aber auch absolut nichts los. Am Schönsten ist es, wenn es leicht langweilig ist.

Nach etlichen Kilometern durch Schilf kam der Uferdamm, 15 km schnurgerade, danach noch einmal 15 km schnurgerade. Alle halbe Stunde kommt mir jemand entgegen.

Mein nächstes Buch, das ich nicht schreiben werde, soll heißen:

"Zen, oder wie man auf dem Fahrrad meditiert ohne herunterzufallen."

Könnte ein Bestseller werden.

Es war wirklich ein sehr angenehmer Reisetag. Meine letzte Unterkunft war unterdurchschnittlich. An Wochenenden Disko, mit angeschlossenem Hotel für den One-night-stand. Obwohl in Almere nichts wirklich alt ist, wirkte das Hotel leicht angeschmuddelt. Außer im Bad funktionierte keine Glühbirne. Wahrscheinlich fällt das den Durchschnittsgästen gar nicht auf, wenn sie "nach oben gehen".

Auf dem Weg nach Lelystad war wirklich garnichts los. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, wenn man vor Enten gewarnt wird.


Und dann wird's wirklich entengefährlich.

Die denken garnicht von dem Radweg runter zu gehen.

Lelystad ist genauso künstlich/steril wie Almere. Der Stilmix erinnert ein bisschen an chinesische Großstädte, die Europa nachmachen.
Es gibt schöne Segelschiffe und eine "Batavia"-World. 



Einschließlich einer historischen Werft.


So ganz schlau werde ich aus diesem Themenpark nicht. Es gibt einige Gebäude, in denen Schiffswracks sind, aber andererseits ist das Ganze, in und um ein großes Batavia-Outlet angesiedelt. "Batavia" macht ein bisschen auf Piratenromantik.
Das die Niederländische Ostindien-Kompanie so was von überhaupt nichts mit Erol Flynn zu tun hatte, kommt bei dem Wenigen, dass ich mir anschauen konnte, natürlich nicht heraus. 

Nach dem Batavia Themenpark, kommen noch einige Jachthäfen. Und einige wahrscheinlich sehr teure, aber potthässliche Reichenghettos in der Nähe der Häfen.



Einzig der "Shitting man" hatte etwas.



"Exposure ist eine Stahlrahmenskulptur des Künstlers Antony Gormley in Lelystad, Niederlande. Das Werk ist auch als Crouching Man oder im Volksmund Shitting Man bekannt. Es befindet sich auf dem Markerstrekdam in der Nähe der Houtribsluizen." Wikipedia

Es hat etwas gedauert, bis ich ihn entdeckt hatte.

Und dann ging es wieder endlos geradeaus am Ijselmeer entlang. Zeit zum Meditieren und Analysieren. Z.B. wie die Windräder angeordnet sind. Immer in Zweierreihe. Die Ufernahen sind weiter auseinander, dazwischen passen immer 2 in der vorderen Reihe.

Ein Windrad ist mir schon von Weitem aufgefallen. zuerst dreht es sich anders herum, dann gar nicht mehr.


Als ich dann auf gleicher Höhe bin, sehe ich, dass das Reparaturboot gerade angekommen ist.


Wenn Ihr genau hinschaut, seht Ihr hinter den Windrädern eine Halbinsel. Das ist Urk, eine der beiden Inseln, die von den Poldern geschluckt worden sind. Ich wäre gern nach Urk gefahren, das hätte aber meine Tagesroute Richtung 90 km verschoben, - ne dann doch lieber nicht.

Irgendwann kommt der Übergang zwischen den Poldern. Die Brücke Ketelburg verbindet beide. Als Radfahrer muss man einen ganz schön langen Kringel fahren. Erst unter der Brücke durch, dann auf der anderen Seite einmal im Kreis, bis man auf die Brücke darf. Am Ende der Brücke, quasi am Eingang zum Nordoostpolder steht auch die schöne Skulptur, die ich als 
Auftaktbild gewählt habe. Sie ist eine von zweien der Architekten Frank Bolink und Gerard Koopman. 

Der Nordoostpolder ist völlig anders als der Flevopolder (ja richtig, das ist die Lösung der gestrigen Frage). Der Flevopolder ist noch richtig, Schilf und Sumpfland. Auf dem Nordoostpolder endlos Kartoffel- und Rübenfelder. Schöne Gehöfte und Weiden. 


Und noch immer ist mir der Wind gewogen. Ich komme supergut voran und bin schon vor 15:00 in Emmeloord.

Bzw. fast:



Emmerloord merkt man die Retortenstadt auch noch an, ist aber eine Nummer bescheidener. Und wirkt mit seinem beiden Einkaufsstraßen fast normal. Mal sehen, wie solche Städte altern. Ich befürchte nicht gut.

So jetzt soll es gut sein für heute.

Dann kommt die Rätselecke:

Die Schulranzenfrage haben etliche Leser richtig beantwortet.

Liebe K. aus BB, "meine" Kieler Sprotten sind aus Schokolade. Vielleicht überlegst Du es Dir noch einmal!

Und die "größte künstliche Insel" heißt natürlich Flevopolder. Dies geht auf einen Binnensee zurück, der durch eine Sturmflut im 13. Jahrhundert zur Zuidersee wurde, die dann wieder von Menschenhand zum Ijselmeer wurde.

C. aus O. kann sich gerne die Kieler Sprotte beim nächsten Besuch in Engen abholen.

Bei meinen Radmeditationen im Laufe des heutigen Tages, kam mir immer wieder in den Sinn, wie unglaublich anmaßend wir Menschen sind. Mit irrsinnigem Aufwand, dem Meer Land abtrotzen- wofür eigentlich? Dass eine Nation ein bisschen größer ist?

"Rule Britannia- Britannia rules de waves" 
und "Gott schuf die Welt, aber die Holländer schufen die Niederlande".

Die Herrscherei der Briten hat sich inzwischen erledigt. 
Ich fürchte, die Hybris der Niederländer ist auch endlich.


Sei's drum.  Hier die Rätselfrage von heute. Auf meiner heutigen Strecke  ist mir dieses Schild einige Male begegnet. Was bedeutet es wohl?


 
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Morgen wieder vorbeischaut!!












 

1 Kommentar:

  1. Das Zeichen bedeutet, es ist die Schiffswrack Fahrradroute. Grüße aus Eden Carmen

    AntwortenLöschen

 18.Tag: Highlights von Kiel.Teil I Das dachte ich mir heute auch, als ich Mittagspause bei meiner kleinen Rundfahrt durch Kiel machte. Klar...