10 Juli 2025

12. Tag: Von Emmeloord nach Drachten 



 

Mit jedem Tag auf den Poldern verbessere ich meine Fahrradmeditationstechnik. Ich denke, ich werde demnächst beantragen, dass eine 4. Zen Schule nach Sōtō, Rinzai, Ōbaku gegründet wird, und vielleicht schaffe ich es ja in der Jitensha-Meditation zum Großmeister, da bin ich ziemlich zuversichtlich.

Stellt Euch vor, Ihr fahrt die erste Stunde des Tages durch Kartoffelfeld, links, Rübenfeld, rechts, Kartoffelfeld, rechts, Zwiebelfeld, links, Kartoffelfeld, Rübenfeld, Zwiebelfeld, Karottenfeld (hoppla!), Kartoffelfeld, Rübenfeld, Zwiebelfeld... merkt Ihr es, wie die tiefe Entspannung über Euch kommt? Kartoffelfeld, Rübenfeld, Zwiebelfeld, Zwiebelfeld, Kartoffelfeld, Rübenfeld...

Spätestens jetzt, da Euer Geist und Eure Beine entkoppelt sind und ihr Euch im tiefsten Flow befindet, spätestens jetzt müsst Ihr darauf achten, nicht vom Fahrrad zu fallen. Dann beginnt die nächste Stufe der Jitensha Schule.

Anmeldungen zum ersten deutschen Jitensha Seminar nehme ich nach dieser Reise an.


Eigentlich hatte ich vor, von jeder Feldart ein Foto einzustellen, möglicherweise auch 2x, doch dann hatte ich die Befürchtung, dass Ihr vor dem Bildschirm einschlaft, da Ihr ja noch nicht meine  Stufe der Versenkung erreicht habt. Daher muss ein Kartoffelfeld genügen.
Wie gestern, erkennt man auch heute noch daran, dass versunkene Schiffe jetzt plötzlich "an Land" auftauchen, dass man eigentlich auf dem Meeresboden rumfährt.




Für die Queen Anna haben sie nicht einmal das rote Erkennungszeichen aufgestellt. (Richtig, das war die Auflösung der gestrigen Frage, aber davon später).


Am Ketelmeer, bzw. am Zwarten Meer hört der Nordoostpolder auf. Und gleich ist es eine andere Landschaft. Jetzt gibt es Weiden, Wälder, Mais,- es wird richtig abwechslungsreich.
Sogar Blumenfelder gibt es.


Sogar eine richtige Rennbahn, zum Training von Trabrennpferden lag auf dem Weg.




Das erfahrene Pferd zieht den Sulky und das Junge muss mitlaufen, um sich an die Geschwindigkeit beim Trabrennen zu gewöhnen.

Am Übergang zum "Festland" sieht man Boote durch die Wiesen fahren.



Und dann wenig später auf die Brücke zu kommen.



Zwei Dinge habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. Als die Brücke aufgeht, setzten sich Spatzen auf die Kannte und "fahren" mit hoch. Das scheint ihnen Spaß zu machen. Einen anderen Sinn kann ich nicht erkennen.
Und zum anderen angelte der Brückenmeister mit einer Stange und einem Säckchen am Ende die Brückengebühr von den passierenden Schiffen.


Hier die Geldübergabe und hier wartet er mit seiner Angel auf das nächste Boot.


Bis Heerenveen fahre ich sogar durch mehrere Waldstücke. Eigentlich dachte ich daran, in der Stadt meine Mittagspause zu machen, mein Radweg führte mich aber nicht in die Stadt. 
Es kam viel besser, nicht weit außerhalb der Stadt kam das Museum Belvédère. Eine wirkliche Überraschung, nicht nur weil es ein sehr gelungener Museumsbau ist, der sich mit der Landschaft und dem dahinterliegenden Palais sehr harmonisch einfügt. 



Auch die Ausstellungsräume sind sehr funktional. Eerde Schippers hat 2006 für dieses Gebäude den renommiertesten niederländischen Architekturpreis erhalten - zu Recht.

Themenschwerpunkt des Museums ist die flämische Moderne und Gegenwartskünstler. Eine Ausstellung ist gerade Jan Mankes gewidmet, einem Künstler vor dem ersten Weltkrieg. Sehr interessante Blicke auf die Landschaft, die ich heute durchradelt bin.


Aber nicht minder interessant die zeitgenössischen Maler, die Jan Mankes zur Seite, oder entgegengestellt werden.



Bruno Van Dijck and Christiaan Kuitwaard  sind zusammen durch De Deelen (da bin ich auch durchgekommen gezogen und haben auf kleinen Holztafeln (30x20) Landschaftseindrücke aufgefangen - richtig klasse.

Und auch Sabine Liedtkes (Groningen) Zeichnungen sind allerfeinste Sahne, unglaublich schöne Arbeiten.


Eine andere Sonderausstellung befasst sich mit Photographie, Videokunst und KI.

Noorderlicht Biennale 2025, entitled Machine Entanglements

Einige Arbeiten haben mich sehr beeindruckt, andere weniger.
Chun Hua Catherine Dongs Arbeiten fand ich ausgesprochen witzig.



Sie kombiniert Photographie und Malerei. Jeweils eine Fotografie und ein Bild gehören zusammen. Immer steht im gemalten Bild das Tischchen vor der Landschaft. In der Fotografie sind Künstlerin, Tischchen und Bild nebeneinander. Sehr coole Effekte.

Und auch die Videoinstallation zum Schmelzen der Polkappen hat mir gut gefallen (obwohl die vielen Bildschirme wahrscheinlich zum Schmelzen beitragen).



Diese Mittagspause war wirklich außergewöhnlich.



 
Im Außenbereich sind Skulpturen von Henk Visch. Ich kannte ihn nicht, er war aber Professor in Amsterdam, Stuttgart und Münster. Ehrlich gesagt, haben mir seine Arbeiten nicht besonders gefallen. 




Sie haben fast immer einen - für mich - falschen Zungenschlag, "gefährlicher Schwarzer"?




Sexspiele im Grünen oder eine Vergewaltigung?

Und seine Pygophilie, geht mir, mit Verlaub am A..... vorbei.



Man verstehe mich nicht falsch, ich kann einem hübschen Hintern durchaus etwas abgewinnen. Nur Herr Vischs Arbeiten gefallen mir nicht. Ob es am Jahrgang (1950) liegt? 

So jetzt genug Kunst der Kunst und Ähnlichem.

Der Rest der Strecke ist schnell erzählt. Es kommt gegen Ende sogar die Sonne heraus. Und wie Ihr längst wisst. Eisenbahntrassen gehören zu meinen Lieblingsmeditationsstrecken.


Hier in Drachten bin ich mal wieder in einem B&B, bei Thea. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich sie ans Telefon bekommen habe. Aber jetzt ist alles gut. Ich habe das ganze Dachstockwerk für mich (der Kühlschrank ist gut gefüllt) und Morgen gibt es sicher lecker Frühstück.

Also noch die Rätselecke:

C aus O bekommt ihre 2.Kieler Sprotte. Und Herr S aus E, die ? wir rechnen zum Schluss ab, Herr S, ok?

Diese Markierungen für untergegangene Schiffe haben schon etwas skurriles. Aber wenn man, wie heute ein komplettes Schiffswrack auf grüner Wiese sieht, dann wir einem erst so richtig klar, dass man die ganze Zeit auf ehemaligem Meeresboden unterwegs ist. Anscheinend gibt es neben den Zeichen für Schiffswracks auch noch ähnliche Schilder für Flugzeuge, die während des 2. WKs abgestürzt sind.

OK, und nun eine Frage, auf die ich selbst keine Antwort weiß, aber ich bin sicher, mein Blog-Joker, Herr S. aus E wird sicher eine Antwort wissen, aber auch für alle anderen richtigen Antworten gibt es eine leckere Kieler Sprotte - für alle Neuhinzugekommenen - damit sind nicht die geräucherten Fischchen gemeint, sondern lecker Schokolade Sprotten.


Den ganzen Tag über an jedem 5. Haus hingen diese krawattenähnlichen Fahnen. Was immer da im weißen Feld dargestellt ist - einem Herzen kommt das nicht so recht nahe. Oder bin ich inzwischen von Herrn Visch dermaßen versaut, dass ich überall Pobacken sehe?

Also was bedeutet diese Fahne?






1 Kommentar:

  1. Hallo Manne, es ist wohl die friesischen Flagge. Bei den Dänen bedeutet es, der Hausherr oder die Hausfrau sind anwesend. Man kann gleichzeitig sehen, woher der Wind kommt. Vielleicht ist es bei den Holländern auch so. Ich melde mich schon zum meditieren an, weil bis dato jeder Versuch dazu gescheitert ist. Einen Versuch wäre es wert. Gute weiter Radelei und herzliche Grüße aus Eden Carmen

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