13.Tag: Von Drachten nach Delfzijil
Holland ist abgeradelt! Wenn das kein typischer Hollandtag war! Was ist wichtig auf dem Bild?
Der Kanal? Klar, typisch Holland. Wichtiger ist mir heute gewesen, wie das Schilf liegt!
7 Uhr. Das ist gut, das bedeutet max. 18-20 km/h
Bei 9 Uhr wären es noch max. 13-14 km/h
Und ab 11 Uhr wird es kritisch, da möchte man schon noch die 11 km/h halten
Es war heute ganz schön windig!!
Und ich wurde, schon während der ersten Stunde immer langsamer.
In Marum liegt ein Fahrradgeschäft gleich am Weg. Der Meister macht gerade auf. "Wann habe habe ich eigentlich das letzte Mal den Reifendruck überprüft?" - Jetzt wäre eine gute Gelegenheit!
Ich kann es nicht glauben!!! Was ein bisschen mehr Luft in den Reifen ausmacht!
Ich fliege geradezu - (bei Wind von 7 Uhr).
Ohne die Extraluft in Marum wäre der Tag deutlich anstrengender geworden.
Die Provinz Groningen - d.h. westlich von Groningen ist dicht besiedelt, ich fahre durchweg an Häusern vorbei. Da ich letzte Nacht vor Drachten in einem dieser kleinen Häuser übernachtet habe, weiß ich nun wie klein diese Häuser tatsächlich auch innen sind.
Mein Zimmer war im Giebel. Die Treppe nach oben abenteuerlich. Sooo steil und keinen Fuß breit. Hoch geht ja, aber runter, geht nur seitlich. Und die Toilette war unten. Aber falls ich es noch nicht erwähnt habe, Thea war sehr nett und das Frühstück sehr gut und eine Tüte für den Reiseproviant bekam ich auch.
Da Grundstückspreise in dieser Gegend kein Thema zu sein scheinen, sieht man häufig, dass mit bei Anstieg der Familiengröße einfach noch ein Anbau, oder auch ein 2. angefügt wurde.
Bei Tolbert gab es insgesamt 5 Gedenktafeln, auf denen an die von der Wehrmacht 1943 Erschossenen jungen Männer aus dem Ort erinnert wird. Junge Männer ist gut! Auch 13jährige haben die Nazis erschossen.
Die Provinz Groningen hat z.Z. Großreinemachen der kleinen Kanäle und Komplettsanierung der kleinen Sträßchen auf dem Plan. Was mir eine Menge Ärger brachte. Wenn kleine Straßen oder Wege gesperrt werden, dann gehe ich grundsätzlich davon aus, das in 4 von 5 Fällen es eine Möglichkeit gibt, durch die Baustelle zu kommen. Dass ich an einem Tag 2x falsch liege, ist ein Novum. Vielleicht sollte ich meine Strategie ändern. Bei der ersten "Umleitung" stand - da -bin ich 100 % sicher "uitgezonderd fietsen" und so viel niederländisch verstehe ich, dass ich hier fahren darf. 2 km etwa, dann steht der große Kanalbagger im Weg. Der Baggerführer ist unmissverständlich, umdrehen!!!
Also 2 km zurück und dann auf die Umleitung. Als ich an die Stelle der Absperrung komme, ist das Fietsenschild, durch ein Fietsenverbotsschild ersetzt. 100pro hat der fiese Baggerfahrer rumtelefoniert!! 😉
Aber auf der Umleitungsstrecke und in Groningen ging es gerade weiter. Überall Umleitungsstrecken für Fahrräder zwar extra ausgeschildert, - aber weiß ich, ob ich auf U1, U2 oder U3 weiterfahren soll? Und meine Stimme im Ohr quäkt die ganze Zeit "jetzt umkehren"!
Die Einfahrt nach Groningen steht auf meiner nach unten offenen Rangskala der hässlichsten Stadteinfahrten auf Rang 7.
Im Gegensatz zu allen anderen Städten, die ich bislang durchqueren musste, zeichnet sich Groningen auch durch die ruppigsten Autofahrer und die schlechtesten Radwege aus. Man gewöhnt sich ja schnell daran, dass man auf roten Radwegen "geschützt" ist und dass man im Kreisverkehr Vorfahrt hat, wenn man links weiterfahren will. Nicht so in Groningen. Ich will weiter im Kreis, auf dem Radweg, ein Autofahrer will raus und hupt mich aggressiv an und schießt aus dem Kreisverkehr. Das war knapp! Also wieder dran gewöhnen. "Traue den Autofahrer, jede, aber auch wirklich jede Fiesigkeit zu!"
Gegen Mittag fahre ich in Groningen am Museum vorbei.
Sehr beeindruckend, sehr groß- für meinen Geschmack etwas angeberisch kitschig, "schaut her! Ich kann mir schlechten Geschmack leisten". Jeff Koons hat mir schon nicht gefallen. Aber reingegangen wäre ich eigentlich schon gerne. Aber hier mein Fahrrad mit den Satteltaschen an der Straße abstellen? Keine wirklich gute Idee. Und außerdem wird meine Strecke wegen der Umleitungen eher an die 80 km kommen. Und das bei diesen Windverhältnissen.
Da komme ich vielleicht ein andermal vorbei!
Erinnert Ihr Euch? Das ist doch 100pro ein Visch, der hier den Boden putzt!
Die Ausfahrt aus Groningen ist eher angenehm. Wenn man nicht gerade gegen offene Brücken fährt. Dann wird es mit den mitfahrenden Radlern wieder stressig.
Aber an dieser Brücke habe ich wieder Vögel beobachtet, die sich zum "joy ride" auf die Kante setzen.
Der hier ist erst weggeflogen, als sich die Straße fast wieder geschlossen hatte. Sag mir noch einer, nur Menschen lieben den Nervenkitzel.
Dann nach Groningen kam das weite leere Land, weit und sehr leer - und sehr windig. Und immer wieder Baustellen.
Genau, das sind die Jungs, die ständig Schilder aus- und vertauschen! Aber mit mir nicht mehr. Ich fahre wieder in jede Bausstelle rein, und "4 von 5" es klappt wieder.
Schon von Weitem denke ich, es muss sich um eine Fata Morgana handeln, mitten im leeren, weiten Land- ein Riesenrad.
Des Rätsels Lösung hier ist eine Riesenrad -Fabrik?-
Dieses hier, so steht es am Zaun soll ins Batavialand gebracht werden!
In Delfzijl laufe ich etwas später als sonst üblich ein. Das Gesicht "glüht", obwohl die Sonne sich heute überhaupt nicht sehen ließ.
Und jetzt zur Rätselecke:
C. aus O. und Herr S. aus E. haben sich wieder eine Kieler Sprotte verdient. Herr S. merkte zu meiner Erleichterung an:
Nun, das sind die Flaggen der niederländischen Provinz Friesland (Fryslân), auf Deutsch Westfriesland, mit 7 roten pompelblêden, Blättern der Gelben Wasserlilie, offiziell nicht herzförmig.
Das hätte mein gesamtes heraldisches- und Flaggensymbol- Weltbild ins Wanken gebracht, wenn jetzt schon Herzchen in Flaggen aufgenommen worden wären. Aber die pompelbleden sehen trotzdem wie Pobacken aus.
C.H. aus H. hat sich inzwischen auch 2 Kieler Sprotten verdient. Natürlich hat er die Friesenfahne erkannt. Und er hat sich auch die Mühe gemacht, nachzuschauen, auf welchem Breitengrad die besagten Städte liegen.
".. falls die Kilometer Anzahl bezüglich Fahrradtouren noch nicht gelöst ist. Es dürften so ungefähr 20.700 km sein, das ist zumindest der 59. Breitengrad.. ."
Richtig, auch wenn ich inzwischen ein paar Kilometer weiter gefahren bin. Aber die halbe Erdumrundung habe ich immerhin geschafft.
Ok, und nun die heutige Rätselfrage:
"Wie kam Memphis nach Groningen?"
So, jetzt lege ich die Beine hoch. "Wir" waren sehr tapfer heute!
Hallo Manne, also wenn ich ehrlich bin, habe ich mich belesen und war hellauf begeistert. Das ist so großartig und wieder was gelernt. Rein instinktiv ist das Bunte ja meine Welt. Also nachdem sich 1980 Memphis gegründet hat, hat A. Mendini 1990 das Gebäude für das Groninger Museum entworfen.
AntwortenLöschenEr war auch Mitbegründer von Memphis. Du wirst dir sicher alles ansehen. Grüsse aus dem verregneten Eden Carmen, die Pflanzen sind glücklich