9. Tag: Abschied von Friederike und Ruhetag in Haarlem
Die letzten Tage waren anstrengend. Das haben wir beide heute Morgen gemerkt. Aber nun, da Friederike sicher bald wohlbehalten in Engen zurück ist, hat auch bei mir die Anspannung etwas nachgelassen.
Montag ist natürlich für einen Kulturruhetag nicht besonders geschickt. Aber immerhin habe ich einiges sehen können, - und einiges von gestern hallt noch nach.
Kirchen im protestantischen Raum sind nicht unbedingt inspirierend, auch wenn St. Bavo natürlich aus vorreformatorischer Zeit stammt.
1.500 Grabplatten sollen es sein. Man läuft quasi über einen ganzen Friedhof hinweg und jede Grabplatte hat eine Art Griffmulde.
Ein Museum war dann doch geöffnet. Das Kees Verwey Museum mit einer Sonderausstellung über Jeanne Verwey-Tilbuscher, seiner Frau. Kees Verwey ist ein Künstler des 20.Jahrhunderts. Jeanne war eine Schülerin von ihm, die er - schon in seinen 50ern geheiratet hat. Das Ganze läuft dann im Allgemeinen unter "sie war seine Muse" - und bedeutet meist, dass die junge Frau ihr Können und ihr Talent zurückgestellt hat, um den Meister zu unterstützen. Picasso, Rodin, muss ich alle aufzählen, die künstlerischen Vampirismus betrieben haben und denen junge Frauen als "Frischzellenkur" willkommen waren? Manche Frauen fügten sich
- sie erhielten dann posthum Austellungen wie Yeanne Verrwey-Tilbuscher mit dem Titel "Meer dan Muze", ja toll, dabei war sie wirklich originell und sehr talentiert. Andere wurden von ihren Meistern zerstört, wenn sie sich emanzipieren wollten - sie Picasso und Konsorten.
Aber das Kees Verwey Museum ist auch Stadtmuseum und wirklich interessant gestaltet. Schön herausgearbeitet wurde die Bedeutung von "Flüchtlingen" für den Aufstieg Haarlems von einem kleinen Städtchen im Sumpfland, das vom Handel mit Fischen lebte. Wisst Ihr, wie der Spitzname der Haarlemer ist, sie sind die "Muggen" - klingt fast allemanisch und bedeutet auch das gleiche - Stechmücken.
Links vom Dom wurde mit Süsswasserfischen gehandelt. Auf der rechten mit Salzwasserfischen. Man kann heute nicht mehr oft an Kirchen diese kleinen "Läden" sehen, die der Ursprung unseres Begriffes Laden sind. Man klappte einen Laden hoch, einen runter und auf dem unteren Fensterladen wurden die Waren "feilgeboten" - und der "Laden" war fertig.
Reich wurde Haarlem dann durch die flandrischen Flüchtlinge, die neue Techniken und Waren mitbrachten. Die flämischen Calvinisten flohen aus den spanischbesetzten Gebieten und brachten zum einen die Technik des Buchdrucks, der Leineweberei und der Bierbrauerei mit. Das Goldene Zeitalter Haarlems begann. 120 Brauereien soll Haarlem in 17. Jahrhundert gegeben haben. Auch Frans Hals, der in Antwerpen geboren wurde ist nach der Eroberung Antwerpens durch die Spanier nach Haarlem gekommen. So wie die Gegenreformation, durch die Spanier, die Calvinisten vertrieben hat, so war auch der Protestantismus ganz schön kämpferisch antikatholisch. Im Frans Hals Museum gibt es einige heftige Beispiele
Was genau sich da zwischen Mönch und Nonne abspielt, kann man an den Gesichtern nicht so genau erkennen. Die abwehrende Hand der Nonne ist nicht sehr heftig. Und dem Gesichtsausdruck des Mönch nach scheint er eher ein wissenschaftliches Interesse am Busen der Nonne zu haben. Auf jeden Fall veranschaulicht das Bild die Verkommenheit der katholischen Kirche.
Auch das Motiv der "Milchmarie" wird im Protestantismus zum Softporno.
Über das Frans Hals Museum hat Friederike ja gestern schon ausführlich berichtet. Die Neugestaltung ist museumspädagogisch wirklich vom Feinsten. Immer wieder werden die Bilder des 16., 17., und 18.Jh mit moderner Kunst konterkariert. Besonders witzig fand ich die Parodien auf die Delfter Fayencen
Na ja, ich denke, das wird schon klappen, wenn ich nicht die Küste vollständig abfahre, was angesichts der Wetterlage vielleicht gar nicht so undumm ist.
So jetzt muss ich noch ein wenig Reisepuzzeln.
Und Euch, ein neues Rätsel. Die schöne Tradition ist im Trubel der letzten Tage etwas untergegangen.
Seid wir in Holland sind haben wir überall Bilder dieser Art gesehen.
Eine gute Nacht! Und bis Morgen.
Übrigens habe ich gerade erfahren, dass Friederike gut in Engen angekommen ist!!!!
Der Rucksack hängt an der Fahne, weil in den Haus jemand den Schulabschluss gemacht hat. Aber ich möchte bitte keine Kieler Sprotte.
AntwortenLöschenAlles Gute euch, vornehmlich zunächst der Frieda und ihrem Händchen - für die weitere Fahrt, dir, Manfred, natürlich auch! Grüße aus Meiningen/Thüringen von Claudia und Wolfgang
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