14.Tag: Von Delfzijl nach Aurich
Und dann bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich wirklich schon in Deutschland bin. Das "westliche" Ostfriesland fühlt sich genau so an, wie die Tage zuvor im westlichen Friesland in Holland. Die gleichen kleinen verklinkerten Häuschen, die gleichen Entwässerungskanäle - UND- das gleiche endlose, weite, leere Land.
Emden gehörte neben Genf und Wittenberg zu den einflussreichsten Stätten der Reformation. Grund dafür war die Bedeutung der Stadt während des spanisch- niederländischen Krieges (1568-1648), denn Emden wurde zum Zufluchtsort von Tausenden von Glaubensflüchtlingen aus den benachbarten Niederlanden. Die Anhänger des reformierten Bekenntnisses, aber auch sogenannte „Täufer“ fanden zunächst Unterschlupf und viele von ihnen letztlich eine neue Heimat in Emden.
So kam es, dass einflussreiche Reformatoren wie Johannes a Lasco, Albert Hardenberg und Menso Alting nach Emden kamen und wirkten – und der Stadt zeitweise den Beinamen „Genf des Nordens“ verlieh.
Da hat doch meine Reise durch die Geschichte hier in Emden auch noch einen interessanten Abschluss gefunden!
In Aurich angekommen, fängt es tatsächlich zu regnen an. Aber ich denke, ich werde nicht allzuviel verpassen, wenn ich nach einer kurzen Fahrradbesichtigung mich ins Trockene verziehe.
Mir hat der Turm gleich gefallen und da wusste ich noch nicht, dass der Würselener Künstler Sous den Turm aus Material vom Forschungsreaktor Jülich gebaut hat. (Hatten wir doch schon mal den Ort für den Alkoholtest, oder? Wer Würselen nach 3 Kümmelchen noch deutlich aussprechen kann, darf sich noch einen genehmigen. und keine Angst die heutige Rätselfrage ist nicht nach dem berühmtesten Sohn der Stadt).
Heute scheint ein Tag zu sein, an dem sich immer wieder kleine Kreise schließen. An Jülich sind wir zwar nicht vorbei gekommen, aber die nützliche Umwidmung von Atomkraftwerken konnten wir in Kalkar bewundern. Und im Anschluss wird Friederike heute ihren Blick auf unsere Reise auch noch einbringen.
Und nun zur Rätselecke:
C. aus O. und Herr S. aus E. haben die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Memphis und Groningen richtig erkannt.
"Im Dezember 1980 rief der italienische Designer Ettore Sottsass eine bunte Gesellschaft internationaler Jungdesigner zusammen: Das war die Geburtsstunde von Memphis. Die Gruppe zielte auf ungewöhnliches Design in bunten Farben, asymmetrischen Formen und einer Kombination von einfachen und kostspieligen Werkstoffen.
Memphis war auch Favorit für Frans Haks, den damaligen Groninger Museumsdirektor (bis 1995). Alessandro Mendini, der schon für Memphis einen Entwurf beisteuerte, entwarf zehn Jahre später das Gebäude des Groninger Museum im typischen Memphis-Stil."
Auch wenn ich mir vor vielen Jahren eine Artemide habe schenken lassen - obwohl wir damals nicht in Geld geschwommen haben, so habe ich insgesamt ein eher gespaltenes Verhältnis zu Memphis.
Liebe C. aus O.! Da müssen wir uns mal in Ruhe unterhalten! Irgendwo wo, ganz weit hinten in meinem Design- und Kunstverständnis habe ich gegen "Form follows function" nichts einzuwenden - und ein Stuhl auf dem man nicht bequem sitzen kann ist kein Stuhl. Und Betontürmchen die wie gedrechselt aussehen .... "ein weites Feld". Aber bunt mag ich schon auch. Aber wenn ich zwischen hunterwasserbunt und memphisbunt wählen müsste, würde ich mich für Hundertwasser entscheiden- seine Philosphie liegt mir näher.
Und nun die Rätselfrage für heute:
Wo steht der schiefste Kirchturm Deutschlands und wieviel Prozent Neigung hat er?
"Schaurich, schaurich heulen die Eulen in Aurich."
Ich werde Euch Morgen berichten, ob das wirklich stimmt!
Bis dann!
Und nun aus Engen, Friederikes Schlussbericht:
So, nun gibt’s von mir, wie jedes Jahr auch noch ein Resümee von Meiner Windrosenwundertour:
Da war die Hitze die ersten Tage, aber dafür unerwartet gute Bademöglichkeiten im richtigen Moment. Am schönsten war das Bad in der kühlen, munteren Lippe.
Da waren die guten Radwege, übersichtlich ausgeschildert (Geheimtipp Lippe Radweg!) und sehr oft im Schatten. Auch am Rhein entlang sehr schöne Strecken.
So viele große Buchen, Eichen, Robinien und Linden, die noch blühen und so wunderbar duften.
Immer wieder diese verblüffende Nähe zum Ruhrgebiet, Schlote und Kräne und Bergbauruinen, schön von weitem, so wie ich es mag.
Der Römerpark in Xanten, super interessant.
Verblüffende Begegnungen mit unserer links-alternativen Vergangenheit in Kalkar beim Schnellen Brüter Vergnügungspark.
Schöne/witzige Begegnung mit den Kolumbianern.
Holland, Kanäle, die freundlichen Gastgeber*innen, sehr schöne Unterkünfte, viele viele Radfahrer*innen die an der Ampel gleichzeitig starten und zielstrebig in verschiedene Richtungen abbiegen.
So hätte es gerne weitergehen können, aber nicht für mich, leider. Bin aber gut zuhause angekommen, gut um- und versorgt und:
„Et kütt wie et kütt“. (danke liebe Bärbel für die Korrektur, ist ja auch schwer zu schreiben, von aussprechen reden wir lieber nicht) Drückt mir die Daumen, dass auch dieser Spruch sich bewahrheitet: „Et hät noch immer jood jejange“. Ich bin zuversichtlich und wünsche dem Manne weiterhin gute, schöne (und gesunde!!!) Fahrt!
Reiseleitung, Organisation und Ersthilfe waren übrigens super!
Eine wunderschöne Tour, Windrosen-wunderschön!
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