15 Juli 2025

 17. Tag: Von Bremerhaven nach Glückstadt




Mit dem Fahrrad unterwegs sein, ist einfach das coolste. Egal, ob es den halben Tag regnet, egal, ob Fähren wegen Wind den Betrieb einstellen, egal, ob man statt 45 km 79 km fahren muss. Einfach ca. 2km an einer Fahrzeugschlange vorbeizufahren, um dann cool und elegant auf die noch leere Fähre runterzurollen, das ist Genuss pur. Obwohl zwischen Wischhafen und Glückstadt 4 Fähren gleichzeitig unterwegs sind, es muss sich zeitmäßig lohnen, hier in der Schlange zu stehen.




Aber von Anfang an. Gestern bekam ich die Nachricht, dass die Fähre von Cuxhaven heute in Brunsbüttel wegen der Windverhältnisse nicht anlanden kann. Dann eben umplanen. Zum Glück gibt es noch eine andere Fähre über die Elbe, weiter unten zwar, aber dafür im Halbstundentakt. Also nach Wischhafen und hinüber nach Glückstadt.

Es hätte auf dieser Reise unbedingt was gefehlt, wenn ich nicht so richtig Hamburger Niesel-Piesel-Regen mitgekriegt hätte. In Bremerhaven war der Niesel noch Niesel. Doch mit der Zeit wurden die Tropfen größer und piesel! 
Irgen wann musste ich den Beutel mit den Regensachen aufmachen. Cape, zunächst, dann Galoschen. Es regnet sich ein.


Einzig die Tatsache, dass der Wind fast die ganze Zeit von hinten kam, machte die Sache erträglicher.

Mehr lone-ranger als auf dieser Tagesetappe geht nicht. Menschen, gibt´s die im Geestland? Keine gesehen. 2 (in Worten zwei) Fernradler den ganzen Tag, bis auf Wischhafen.

Aber schöne alte Höfe jede Menge.


Aber keine Pferdekopfgiebel. 


Gegen 11 Uhr lässt der Regen wieder nach, da kann man die Kamera wieder rausholen.




Das ist die Geeste. Der letzte Nebenfluss der Weser. 

Aber kein Café, keine Wirtschaft, keine Bäckerei, kein gar nichts um sich mal aufzuwärmen. 


Nur Jim und Indra grüßen mich herzlich. Sie sind die diesjährige Schützenkönigin und Schützenkönig. Steht auf den Holzgewehren, die sie in der Hand halten. In ein paar Tagen ist wieder Schützenfest. Ich werde nie erfahren, ob Jim oder Indra auch nächstes Jahr noch im Geestland herrschen.

Dass es noch Torfabbau im größeren Stil gibt, hätte ich nicht gedacht.



Richte Torfbahnen fahren noch. Nicht als Touristenattraktion sondern um Torf abzutransportieren.


Hat sich hier noch nicht rumgesprochen, dass Moore ein mehrfaches an CO2 speichern als Wälder. 

An der Oste liegt Osten. Hier gibt es etwas ganz besonderes.


Die Schwebefähre stammt aus den Anfangsjahren des 20 Jh. Die Oste galt als schwieriger Fluss, da seine Wasserstände schon von den Gezeiten der Nordsee mit beeinflusst sind und stark schwankten. Warum man beim Bau die Höhe vorgab, es müsse ein vollbestücktes Segelschiff durchpassen, war vielleicht etwas anachronistisch, von Wasserhochständen ist die Fähre aber heute noch, -38m ist die Durchfahrt hoch. Nachdem in den 70iger Jahren die Brücke gebaut wurde, auf der ich gerade stehe, hatten die Staus an der Fähre ein Ende. Als älteste Schwebebrücke Deutschlands ist sie inzwischen Industriedenkmal. Wie viele funktionierende Schwebebrücken gibt es weltweit heute noch? Als Rätselfrage wäre das viel zu einfach. Es sind 8 von denen ich 3 schon gesehen habe. Ich glaube, die Avellaneda in Buenos Aires ist die größte, und die in Bilbao transportiert noch heute die meisten Menschen. Mehrere Millionen jährlich.

Ja und dann bin ich schon in Wischhafen. Trinke dann endlich einen Kaffee in einer Bäckerei und treffe das Paar wieder, mit dem ich mich schon in Blexen bei der Fähre unterhalten habe. Sie sind auf dem Rückweg nach Oldenburg. Beste Genesungswünsche, unbekannter Weise für Friederike!!

Ja, und dann wie schon erwähnte, die coole Vorbeifahrt an hunderten von Fahrzeugen, die alle auf die Fähre warteten.


Ein Fährbetrieb mit 4 Fähren gleichzeitig ist eine logistische Herausforderung. Da darf nichts aus dem Takt kommen. Als wir in Glückstadt vor dem Hafen sind, ist die Fähre noch nicht weg. Unsere Fähre merkt das natürlich rechtzeitig und stellt den Motor ab. Erstaunlich, wie lange sie noch gegen die Strömung vorangekommen ist. Dann muss der Motor wieder eingeschaltet werden und das gar nicht so kleine Boot tänzelt ein wenig hin und her, bis die andere Fähre abgelegt hat. 


Am Anleger in Glückstadt haben Leute Enten abgestellt.



Und dann Glückstadt! Zum 3.Mal übernachte ich im Hotel Anno 1617 und vermutlich zum dritten Mal esse ich nachher die ganz besonders guten Matjes.

So langsam kommt ein bisschen Wehmut auf. 

Ich habe es Euch noch nicht gesagt. Aber Morgen wird vermutlich mein letzter Radreisetag auf dieser Tour sein (mal sehen, ob ich die 78 km noch einmal hinlege, aber vor Kiel noch einmal zu übernachten macht auch keinen Sinn).

Donnerstag wird Friederike operiert und danach ist sie ja mindestens noch 3 weitere Wochen gehandicapt. 
Es war ja schon unglaublich großzügig von Ihr, mich weiterradeln zu lassen, und so ganz wohl war mir nicht, dass ich sie im "Stich gelassen" habe.
Daher haben wir uns auf den Kompromiss geeinigt, dass ich Till, Laura und Felix noch in Kiel sehen kann aber dann schnell nach Hause komme, ohne noch den "Kringel" auf dem Emsradweg zu machen. Was ja noch einmal 14 Tage gedauert hätte. 
Die Rückreise mit Fahrrad hinzubekommen, hat mich einige Zeit gekostet, natürlich waren alle Fahrradstellplätze auf allen ICE Varianten nach Süden längst ausgebucht. Letztendlich werde ich jetzt  mit dem RE von Kiel nach Hamburg fahren, dann den Flixbus über Nacht nach Karlsruhe nehmen und dann mit der Schwarzwaldbahn bis Engen kommen. Das war wirklich ein hartes Stück Arbeit.

Tja, sorry, so ist es eben mit den verflixten 13. Reisen! Nächstes Jahr wird sicher alles wieder völlig entspannt laufen.

Wenn Ihr Lust habt, schaut trotzdem die nächsten Tage in den Blog. Ich halte Euch auf dem Laufenden was es in Kiel Interessantes gibt, und wie meine Rückreise verlief!

Gehabt´s Euch wohl! Und bleibt uns gewogen! Schaut Morgen wieder vorbei.

Aber ein kleines Rätsel gibt es heute doch noch:

"Was haben Glückstadt, Christiansands und Christianstads gemeinsam?

1 Kommentar:

  1. Christian der IV. gründete diese Städte. Viel Spass bei den Kindern und gute Heimreise zu Friederike. Grüße aus Eden

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