02 Juli 2025

 4.Tag: Von Haltern am See nach Xanten



Legt Euch nie mit Melusinen an!! Legt Euch bitte nie mit Melusinen an, - das kann sehr gefährlich werden. Aber von Anfang an.

Unser letzter Reisetag in Nordrhein und/oder Westfalen! Wo immer wir da waren, es war sehr schön, sehr ungewöhnlich und hat zumindest meine Vorstellungen von Nordrhein/Westfalen gründlich durcheinander gewirbelt, so grün, so viele Naturschutzgebiete, so hervorragend ausgeschilderte Radwege - und oft auch im Wald oder auf Alleen. Als hätte ich letzten Winter schon für die heißen Tage im Juli geplant.




Haltern brodelt schon leicht am frühen Morgen. Die Nacht unterm Dach ohne Klimaanlage war seehr stickig. Also nichts wie auf´s Rad. Selbst Friederike meckert nicht mehr, wenn es um 7:00 zum Frühstück gehen soll. 
Am Varus kommen wir beim Rausfahren wieder vorbei. Bös ramponiert, die arme Socke.



Die Skulptur stammt von Koch. Anscheinend ist ein Erkennungsmerkmal für seine Arbeiten, die auffallend knochigen großen Hände. Ich werde es mir merken, falls ich mal wieder ein Koch-Denkmal entdecke.

Und am Römermuseum sind wir auch vorbei gekommen.


Friederike hätte es mir nicht abgenommen, wenn ich behauptet hätte, dass ich es schade fand, dass das Museum erst um 10:00 Uhr aufmacht. Heute war nicht der Tag um sich eine Tunika umzuwerfen - oder "Als die Römer frech geworden..." zu singen.
Also weiter. Schließlich soll heute Nachmittag ja das Gewitter kommen.
Und wie in den vergangenen Tagen - sorry, dass wir uns da wiederholen, diese zweigeteilte Landschaft. Schaut man nach links,


die Industriekomplexe, hier sind wir auf der Höhe von Recklinghausen, und schaut man nach rechts,


Gutshäuser und Fohlen auf der Weide



Eine andere Besonderheit dieser Region kannte ich bisher noch gar nicht. Wie es scheint, hat der Bergbau "positive" Auswirkungen auf die Region, wenn man es unter Klimaschutzaspekten betrachtet. 



Das ist der Hervester Bruch.


Seit der Steinkohlebergbau in den 90er Jahren eingestellt worden ist, kommt es immer wieder zu Bergsenkungen. Unterirdisch brechen Stollen ein, oberirdisch gibt es Senken, die sich mit Wasser füllen. Es entstehen wieder die alten Niedermoore, die im 19.Jahrhundert trockengelegt worden waren. Klar, die Landwirte waren nicht begeistert, - sind aber sicher entschädigt worden - und heruntergekommene Höfe gibt es in dieser Gegend sowieso nicht. 
Es war unglaublich, wie kühl es in diesen Auwäldern um diesen Bruch war. Super!

Heckrinder haben wir auch gesehen, Kiebitze Störche.....
Eigentlich kann man sich nur wünschen, dass es noch mehr Bergsenkungen gibt, natürlich nur wenn nicht Häuser und Menschen in Gefahr geraten, - aber auch das
kommt vor.

So und nun, ehe ich Friederike bitte weiterzuschreiben, die Auflösung meiner kryptischen Eingangsbemerkung. 
Wir waren noch keine 2 Stunden unterwegs, da entdeckte Friederike ein Schild zum "Blauen See" - nur 1,3 km von unserer Route entfernt. Ich, war etwas stinkig, 3 km Umweg, bei der Hitze und immer mit dem Gewitter am Nachmittag, im Hinterkopf, viel zu früh jetzt Kringel zu fahren. Friederike gibt nach - und ist jetzt stinkig. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen und hoffe insgeheim und inständig, dass es für unsere Melusine noch ein Gewässer gibt, in das sie eintauchen kann. 
Vielleicht seid Ihr mit den Melusinen, Lau, Meerjungfrau Sagen vertraut. Die Damen können ganz schön hinterhältig sein. Dabei will ich Friederike jetzt gaaarnichts unterstellen. Wirklich nicht. Aber seit Urzeiten ist das Menschenhirn darauf gepolt  wenn-dann Verbindungen herzustellen. Was wäre gewesen, wenn ich nett zu Friederike gewesen wäre, wir zum Blauen See gefahren wären, ich dort meine 10.00 Uhr ausgepackt hätte? Hätte sich dann auch eine Wespe auf meine Banane gesetzt, die ich nicht gesehen hätte und diese mich fieserweise in die Lippe gestochen hätte, ehe ich sie ausspuckten konnte? Natürlich nicht! Jeder vernünftig denkende Hominide würde eine solche Verbindung niemals herstellen!!! Also hängt der  Wespenstich in die Unterlippe, "ursächlich" mit meiner Entscheidung zusammen, nicht mit zum Blauen See zu fahren?
So entstehen Sagen und Märchen.
Der Wespenstich, war zum Glück harmlos. Mein Aussprache für ein paar Stunden vernuschelt und ich sah aus wie  Peter Ustinov als Nero. Aber da hatte ich mal wieder Riesendusel!

So und jetzt Du:

Frieda: ja, is doch allet nochmal jut jegangen. 
Und ich war noch wunderbar baden im AueSee bei Wesel. War auch höchste Zeit, die Hitze war schon heftig. Vor allem auch deshalb weil wir auf einem schönen Damm fahren durften, links der Rhein in weiter Ferne, rechts ein wunderbares Auengebiet mit Vogelbeobachtungsstationen und riesigen alten Bäumen. Das ist eigentlich ein traumhaftes Radeln, aber nicht in der prallen Sonne bei 37 Grad.  Da ist es besser am See,


oder zur Mittagszeit in einem Tankstellen-Shop- davon gibt's natürlich kein Foto - da ist es immer schön kühl, es gibt kalte Getränke und einen Schlüssel für die Toilette. Als Manne mich auf unserer Radtour in Nordengland zum Pausemachen in eine Tankstelle gelockt hatte, war ich echt empört- sowas von anti-romantisch! Aber man lernt ja dazu, und wird pragmatisch. Romantik ist Definitionssache,  vor allem wenn's draußen höllenheiß ist, oder der englische Regen herabrieselt.
Und auch Schifflefahren ist an einem solchen Tag super, auch wenn es nur die Fähre zwischen Wesel und Xanten ist. 

Die Fähre ist extra wegen uns rübergekommen und wir haben uns ein bisschen mit dem Fährmann unterhalten. Das Schiff wird betrieben von einem Bürgerverein in Wesel und die  Fährleute machen das ehrenamtlich. Manchmal ist sehr viel los, heute natürlich Flaute, wer konnte ist zuhause geblieben.

Ja, das ist er Rhein, an dem werden wir die nächsten drei Tage entlangfahren ("mehr oder weniger" wie MM Reisebüro immer sagt)


Und das war unser Lippe-Radreise (mehr oder weniger), die 200 km haben wir übrigens heute auch geknackt.

 
Jetzt noch ein paar Fotos von Xanten, das hat mir gut gefallen und wir konnten sogar ein bisschen herumschauen, denn ein Megagewitter hat die Temperaturen massiv fallen lassen:




Den Dom konnten wir nicht besichtigen, ein Mädchengymnasium hatte Abiturgottesdienst mit Zeugnis und Urkundenausgabe. Einige Angehörige kamen grad raus und waren ganz überrascht, dass die Sonne und die Hitze weg war, dass es geregnet hat, die müssen also etwa zwei Stunden drinnen gewesen sein. Ohne die katholische Kirche geht hier wohl gar nichts.
Unsere Pension "Altes Landhaus am Park" ist übrigens gemütlich, sehr gepflegt mit alten Türen, Holzböden, Treppen und die Besitzer, ein recht betagtes Ehepaar, sind zurecht stolz darauf. 100 Jahre ist es alt, erklärt die Dame des Hauses, alles ist original, auch die Butzenscheiben und wie teuer das wäre, wenn man die erneuern würde. Ja, das Problem kenne ich, und will gerade von unserem Haus erzählen, - so von Hausbesitzerin zur Hausbesitzerin, über Denkmalschutz und Dachdämmung, aber unsere 400 Jahre interessieren sie nicht wirklich. Egal, bzw. gottseidank. Mir ist sooooheiß, ich sehne mich nach einer Dusche.
Und jetzt kommt Frauenfußball und der Manne schaut es tatsächlich an, auf einem minikleinen Bildschirmchen, immerhin keine Röhrengerät.

Kleiner Nachtrag meinerseits:

Schwager Ch hat zwar 3 Städte, die auf dem Breitengrad  den ich auf den vergangenen 12. Touren abgefahren bin liegen richtig benannt (d.h. eine andere  liegt noch genauer darauf), aber der nördliche Breitengrad, den er nennt stimmt nicht. Lieber Carlheinz, das gibt leider nur eine Kieler Sprotte. 
Die Frage vom gestrigen Abend kann also noch gelöst werden. Für 2 Kieler Sprossen: wie viel Kilometer bin ich schon gefahren, welchem Breitengrad entspricht das und welche 3 Städte liegen auf diesem Breitengrad.
Gehabt´s Euch wohl! 
Die kühle Luft nach dem Regen verspricht eine geruhsame Nacht - die wir Euch auch wünschen!






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